Nachtrag zur Besetzung der Hardstrasse 112-116

Die Liegenschaften der Hardstrasse 112-116 wurden von Dienstagabend dem 5.Juni bis Mittwochabend dem 6. Juni besetzt. Herr Beno Büchel Eigentümer von Spaini Immobilien AG sowie der besagten Liegenschaften an der Hardstrasse verweigerte, wie bereits bei der ersten Besetzung 2016, jeglichen Dialog. Stadtessen wurde mit starker Polizeipräsenz reagiert. Um 14:15 stieg diese innert kürze auf einen Einsatz von über 20 Beamten an. Um 16:10 entfernte die Polizei das „BESETZT-“ Transparent und verschaffte sich anschliessend gewaltsam Zugang zu den verbarrikadierten Liegenschaften. Da keine Personen angetroffen wurden war nicht von einer Räumung die Rede. Glücklicherweise schätzten wir die Lage richtig ein und unsere Aktivist*innen konnten die Liegenschaften rechtzeitig unerkannt verlassen. Dadurch gelang die Besetzung ohne unverhältnismässigen Repressionsmasnahmen ausgesetzt zu sein. Die Besetzung der Gärtnersrasse 112 am 6. Dezember hat bewiesen, dass die Basler Praxis im Umgang mit Hausbesetzungen auch in Extremfällen des Leerstandes zwei Tagen Haft und Anzeigen wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung für die Aktivist*innen vorsieht. Die Kommunikationsverweigerung von Herrn Büchel und die grosse Polizeipräsenz deuteten auf identisches Vorgehen hin.

Der Polizeieinsatz am 6. Juni 2018 hat den Leersand an der Hardstrasse 112-116 erfolgreich wiederhergestellt. Doch nach 17 Jahren ist jeder weitere Tag des Leerstandes eine neue Tragödie! Deshalb fordern wir nach wie vor unser Recht auf Stadt:

— Die Duldung der Besetzung von Seiten Spaini Immobilien AG bzw. die Bestätigung, dass von einer Räumung abgesehen wird!

— Eine Einigung bezüglich den konkreten Nutzungsbedingungen mit der Spaini Immobilien AG!

— Eine Zusicherung der Polizei Baselstadt auf eine Räumung zu verzichten, sprich bei einer weiteren Besetzung der Hardstrasse 112-116 nicht zu räumen!

— Keine Räumungen ohne rechtskräftige Abbruchbewilligung oder eine vertraglich gesicherte Neunutzung, weder an der Hardstrasse 112-116 noch sonst wo in Basel!

— Die Selbstbestimmte Verfügung über den Vernachlässigten Wohnraum der Hardstrasse 112-116, sowie über dessen Rennovation zur Erbauung einer offenen Wohngemeinschaft!

— Ein Recht auf Stadt!

Mit freundlichen Grüssen

IGBW

Hausbesetzung der Hardstrasse 112-116 – 17 Jahre leer, jetzt wiederbelebt!

Basel, 6. juni 2018

Die Interessengemeinschaft Bedingungsloses Wohnen (IGBW) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Erhaltung und Entwicklung von selbstbestimmten Wohngemeinschaften einsetzt. Dies ist unsere Stellungsnahme zur Besetzung der Hardstrasse 112-116:

Der Leerstand an der Hardstrasse 112-116 ist zur Zeit einer der grössten wohnpolitischen Skandale in der Stadt Basel. Die Geschichte dieser Liegenschaften ist bezeichnend für die Basler Stadtpolitik und erklärt, wieso wir hier in Form der Hausbesetzung politisch aktiv werden. Als 2013 der Quartierverein St. Alban–Gellert aktiv wurde, standen die Häuser bereits 12 Jahre leer. Das Quartier ärgerte sich über den Zerfall und die Verschwendung von Wohnraum und ging damit an die Öffentlichkeit. Durch öffentlichen Druck sollte der Regierungsrat die Hauseigentümer, die Spaini Bau AG, zum Handeln bewegen. Geschehen ist rein gar nichts. Die Stadt Basel stellte unmissverständlich klar, dass die Bewohner*innen kein Mitbestimmungsrecht in ihren Quartieren haben. 2016 wurden die Liegenschaften unter grossem Zuspruch aus dem Quartier von einem Künstlerkollektiv besetzt. Die Räumung durch ein polizeiliches Grossaufgebot erfolgte innerhalb weniger Stunden. Weder die Polizei noch die Spaini AG zogen eine Duldung überhaupt in Betracht. Die Stadt Basel stellte unmissverständlich klar, dass sie selbstbestimmten Wohnraum im Keim erstickt und das verantwortungslose Verhalten der Spaini AG bedingungslos unterstützt. Neben leeren Versprechungen errichtete die Spaini AG zu guter Letzt noch eine „Scheinbaustelle“, um den Beginn von Renovierungsarbeiten vorzutäuschen. Heute 2018 schmücken bereits seit zwei Jahren nicht nur die verfallenden, mit Brettern verbarrikadierten Häusern, sondern auch noch eine verwahrloste Baustelle die Hardstrasse. Die Stadt Basel stellt unmissverständlich klar, dass für Immobilieneigentümer*innen andere Gesetzte gelten und sie in unseren Quartieren tun und lassen können was sie wollen.

Während den letzten 17 Jahren, in denen weder die Spaini AG noch der Regierungsrat auf die Idee gekommen sind, dass Wohneigentum Verantwortung mit sich bringt, spitzte sich die Wohnungsnot in Basel stark zu. Von der Mülhauserstrasse, Soloturnerstrasse/Hochstrasse, Erikastrasse, bis zum Giessliweg jagt heute eine Massenkündigung die nächste. Die Tage der Wohngemeinschaft in der Mattenstrasse sind gezählt und die Bewohner*innen des Burgwegs und des Steinengrabens werden diesen Sommer wohl endgültig
aus ihrem Zuhause vertrieben. Hausbesetzungen wie an der Schwarzwaldallee, der Türkheimerstrasse oder der Gärtnerstrasse werden auf Vorrat geräumt, nur um noch weitere Jahre Leerstand zu garantieren. Unser Protest für Mitbestimmung in unseren Quartieren, für selbstbestimmte Wohngemeinschaften, für ein gleiches Recht auf Stadt unabhängig von Einkommen und Herkunft stösst auf die tauben Ohren einer marktgläubigen Regierung. Solange die Häuser nicht denen gehören die drin Wohnen verkommen sie zu reinen Spekulationsobjekten. Solange Wohnen nicht als bedingungsloses Grundrecht anerkannt wird, ist es es für Immobilienbesitzer*innen wie die Spaini AG, Pensionskasse Basel Stadt, Helvetia, Immro AG usw. die ideale Ware zur Gewinnmaximierung. Solange die
Regierung alle Initiativen der Stadtbevölkerung für selbstbestimmte Wohngemeinschaften ignoriert oder gar aktiv bekämpft, werden immer mehr Menschen mit geringen finanziellen Mitteln aus Basel verdrängt.

In der Antwort auf die Interpellation von Salome Hofer bezüglich Haus- und Geländebesetzungen in Basel erörtert der Regierungsrat die Vorzüge der Basler Praxis: „Die sorgfältige Einzelfallprüfung hat sich in Basel-Stadt bewährt, falls die Situationsanalyse ein Vorgehen nach “Zürcher Modell” empfiehlt, kann dieses auch in Basel-Stadt angewendet werden.“ Das heisst, je nach Situationsanalyse wird (wie standardmässig in Zürich) ohne gültige Abrissbewilligung oder Neunutzungsbestimmung nicht geräumt. Wir hoffen, der Regierungsrat weiss unseren Beitrag zur Situationsanalyse der Hardstrasse 112-116 zu schätzen und kommt zum selben Ergebnis: Eine zweite Räumung ohne gültige Abrissbewilligung oder Neunutzungsbestimmung ist keine Option! 17 Jahre Leerstand trotz Wohnungsnot und Protest aus dem Quartier sind genug. Nach dem wohnpolitischen Engagement der Spaini AG zu urteilen, wird sich die Situation in den nächsten Jahren auch nicht ändern. Eine weitere Räumung auf Vorrat ergibt somit keinen Sinn.

Wir fordern:
— Die Duldung der Besetzung von Seiten Spaini Bau AG!

— Eine Einigung bezüglich den konkreten Nutzungsbedingungen mit der Spaini AG!

— Keine Räumungen ohne rechtskräftige Abbruchbewilligung oder eine vertraglich gesicherte Neunutzung, weder an der Hardstrasse 112-116 noch sonst wo in Basel!

— Die Selbstbestimmte Verfügung über den Vernachlässigten Wohnraum der Hardstrasse 112-116, sowie über dessen Rennovation zur Erbauung einer offenen Wohngemeinschaft!

— Ein Recht auf Stadt!

Mit freundlichen Grüssen
IGBW

FREILASSUNG DER ZWEI AKTIVISTEN* DER IGBW

Heute, am Freitag den 08.12.2017 um 12:00Uhr, wurden die beiden Aktivisten*, die die Gärtnerstrasse 112 am 06.12.2017 besetzten, endlich freigelassen.

Zwei Nächte in Haft wegen Hausbesetzung zeigen, dass die Staatsanwaltschafft mit unnötiger Härte gegen die beiden Aktivisten* der IGBW vorgegagnen ist.

Bisher belief sich die polizeiliche Praxis gegen Hausbesetzungen auf maximal einer Personenkontrolle auf dem Posten. Dies dauerte in den meisten Fällen nicht länger als wenige Stunden. Da die beiden Personen direkt im Haus verhaftet wurden, müsste der Sachverhalt aus Sicht der Polizei klar sein. Eine Befragung, wenn sie denn auch gemacht wird, dauert wohl kaum mehr als zwei Stunden. Die Feststellung von Fingerabdrücken und DNA müsste auch recht schnell gehen, genauso die Dursuchung nach versteckten Gegenständen am Körper. Nach vier Stunden gibt es also in so einem Fall gar keinen Grund jemanden weiter festzuhalten, ausser pure Abstrafung und Schikane von Andersdenkenden, die sich kritisch in Form von Aktionen äussern.

Wir finden nach wie vor, dass unsere politische Kritik in Form einer Hausbesetzung legitim ist und keine Straftat darstellt. Wir wollen die leerstehende Liegenschaft nutzen und beleben und werden dafür wie Schwerkriminelle behandelt, während es „legal“ ist, dass die Perris einen Ort besitzen, welchen sie gar nicht brauchen und sieben Jahre lang verkommen lassen.

Repression betrifft einzelne – gemeint sind wir alle!

Öffentlicher Brief an Herr und Frau Perri

Aufforderung zum Rückzug der Strafanzeige gegen die zwei Aktivisten* der IGBW, sowie zu einem persönlichen Gespräch. Besetzen ist ein legitimes Anliegen und kein Verbrechen.

 

Aufforderung zur Freilassung der zwei Aktivisten* der IGBW, die sich heute Nachmittag 16:30 immer noch in Haft befinden.

Guten Tag Herr und Frau Perri,

leider ist es uns heute wieder nicht gelungen, mit Ihnen persönlich zu sprechen. Deshalb wenden wir uns nun an Sie mit einem öffentlichen Brief.

Wir, die Interessengemeinschaft für Bedingungsloses Wohnen, fordern Sie auf, die eingereichten Anzeigen, im Zusammenhang mit der Hausbesetzung an der Gärtnerstrasse 112, vom 6. Dezember 2017, sofort zurückzuziehen.
Die Hausbesetzung ist eine politische Aktion, die als solche legitim ist, da sie zum einen die Wohnungsnot und Verdrängung aufzeigt, und zum andern den Überfluss an ungenutzten Wohnraum einiger privilegierter Menschen kritisiert.
Die Räumung mit Polizeigewalt und Verhaftung, sowie die über 24 Stunden lange U-Haft für die zwei Aktivisten* lösen gar nichts an dem sozialem Problem, sondern verschärfen es nur weiter.
Wir bedauern, dass kein Dialog zustande gekommen ist. Wir hätten lieber mit Ihnen direkt geredet, als sofort mit Polizeigewalt konfrontiert zu werden. Wir haben kein Verständnis dafür, dass sie unsere Anliegen nicht anhören wollten, sondern sofort die Räumung einleiteten und damit eine einvernehmliche Lösung von Anfang ausgeschlossen haben. Selbst als das Angebot von uns kam das Haus friedlich zu verlassen, haben Sie drauf bestanden, dass das Haus geräumt wird.

Wir erwarten immer noch, dass Sie sich auf ein Gespräch mit uns einlassen, wir waren von Anfang an bereit zu reden. Sie können es sich ohne Probleme leisten die Anzeigen zurückzuziehen und die ganze Angelegenheit fallen zu lassen. Sie gehen mit den eingereichten Anzeigen gegen Menschen vor, die sich mit geringen finanziellen Mitteln sozial engagieren. Aber Sie werden diese, von Verdrängung betroffenen Personen, nicht dazu bringen zu Schweigen und sich für Ihre berechtigten Interessen einzusetzen, einen Platz in dieser Stadt zu haben.
Wir erwarten, dass Sie sich damit auseinandersetzen und sich eingestehen, dass Sie die leerstehende Gärtnerstrasse 112 ohne Probleme teilen könnten, weil Sie es seit Jahren nicht brauchen und offensichtlich nicht darauf angewiesen sind. Nach wie vor fordern wir sie dazu auf, unser Wohnprojekt in besagter Liegenschaft zu dulden.

Schreiben Sie uns bitte sobald Sie die Anzeige eingestellt haben – Wir erwarten dass Sie unsere Anliegen ernst nehmen und Ihre Meinung ändern.

Mit freundlichen Grüßen

IGBW

Recherche der BZ-Basel zum Besitzer der Gärtnerstrasse 112

Der Eigentümer des Hauses stellte laut Polizei einen Strafantrag. Dies wirft Fragen auf, denn: Der Eigentümer steckt offenbar selbst in rechtlichen Schwierigkeiten. Laut Kantonsblatt besitzt er fünf Liegenschaften in Basel, die er kauft und anschliessend renoviert oder umbaut. Bei einer der Liegenschaften liess er laut einer anonymen Person der zuständigen Baufirma eine neue Heizung einbauen.

Die Rechnung bezahlte er nicht. Wie aus dem Kantonsblatt hervorgeht, nahm er die Vorladung zur Schlichtungsverhandlung nicht wahr. Gemäss des Geschädigten wurde die Summe von etwa 5000 Franken bis heute nicht beglichen und der Liegenschaftsbesitzer würde jeglichen Kontakt verweigern. Auch auf Anfragen der bz reagiert der Eigentümer des besetzten Hauses nicht.

Quelle: BZ-Basel

Nachtrag zur Räumung der Gärtnerstrasse 112

Die Gärtnerstrasse 112 wurde heute Morgen im Rahmen einer politischen Aktion besetzt. Anhand dieser seit über 7 Jahren leerstehenden Liegenschaft kritisieren wir Wohnungsnot und die gewaltsame Unterdrückung von selbstbestimmten Wohngemeinschaften in der Stadt Basel. Nach der Hausbesetzung wurde umgehend versucht mit den Eigentümer*Innen persönlich Kontakt aufzunehmen. Diese verweigerten allerdings einen Dialog mit der IGBW. Sattessen erschien innerhalb kürzester Zeit ein massives Polizeiaufgebot, welches der IGBW ein Ultimatum stellte, das Haus innerhalb einer Stunde zu verlassen. Obwohl die Aktivist*Innen sich dazu bereit erklärt hatten, auf das Ultimatum einzugehen und das Haus friedlich zu verlassen, wurde bereits nach 15 Minuten die polizeiliche Räumung ohne weitere Erklärungen vollzogen. Die Polizei drängte die Räumung aggressiv auf und verhinderte andere Lösungsmöglichkeiten. Dabei wurden zwei Aktivisten* verhaftet, die sich bis zum jetzigen Zeitpunkt (17:00 Uhr) noch in Gewahrsam befinden.

Wir haben kein Verständnis für diesen unverhältnismässigen Polizeieinsatz. Nachbar*Innen, die ihre Sympathie zur Aktion geäussert hatten, zeigten sich genauso enttäuscht über die Räumung.

Dieser Morgen an der Gärtnerstrasse zeigt exemplarisch auf, wie Basel-Stadt leider jegliche Stadtentwicklung von unten im Keim erstickt, politischen Aktivismus kriminalisiert und jedweder Dialog einfach verweigert wird. Die Polizei begründetet die Räumung mit einem Bauvorhaben, welches nächsten Montag starten würde. Eine Aussage, die uns als sehr zweifelhaft erscheint. Ein generelles Baubegehren wurde 2010 eingereicht, seither steht das Haus aber leer. Das Ehepaar Perri, welche Besitzer*Innen mindestens vierer Liegenschaften sind, nutzt ihre privilegierte Lage, um jahrelang ein ideales Wohnhaus für den Leerstand zu reservieren. Mit diesem Verhalten steuern sie aktiv zur Wohnungsnot in Basel bei.

Wir fordern:

  • Dass die Anzeige gegen die beiden IGBW Aktivisten* zurückgezogen wird.
  • Dass unsere Kritik an der Stadtentwicklung nicht kriminalisiert wird.
  • Dass solche Verhaltensweisen wie die von Herr und Frau Perri nicht weiter gebilligt werden.
  • Stattdessen sollen Wohnprojekte wie unsere toleranter betrachtet werden.

Wir fordern ein Recht auf Stadt!

Hausbesetzung der Gärtnerstrasse 112 in Basel – 5 Jahre leer – jetzt wiederbelebt!

Basel, 6. Dezember 2017

Die Interessengemeinschaft Bedingungsloses Wohnen (IGBW) ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für die Erhaltung und Entwicklung von selbstbestimmten Wohngemeinschaften einsetzt. Dies ist unsere Stellungnahme zur Besetzung der Gärtnerstrasse 112:

Die Stadt Basel wird aufgewertet. In immer kürzeren Zyklen werden Häuser abgerissen und neu gebaut, Mietwohnungen in Wohneigentum verwandelt, Mieten erhöht und durch grossflächige Investitionen ganze Stadtteile umgekrempelt. Das Präsidialdepartament des Kantons Basel-Stadt – zuständig für die Kantons- und Stadtentwicklung – erklärt die zugrunde-liegende Strategie:

Sie beruht auf dem Leitgedanken, die Wohnbedürfnisse der gesamten Bevölkerung zu berücksichtigen. Bestehende und bewährte Massnahmen werden fortgeführt und mit zweckmässigen zusätzlichen Massnahmen ergänzt. Wo erforderlich, sind die Fördermassnahmen im neuen Gesetz über die Wohnraumförderung (WRFG) verankert.

Diese zweckmässigen Fördermassnahmen bestehen vor allem in der Schaffung wirtschaftlicher Rahmen-bedingungen, die den sozialen Wohnungsbau fördern sollen. Dazu wird der Abrissschutz gelockert. Das
bedeutet, die Stadtentwicklung den Profitinteressen privater InvestorInnen zu überlassen, in der Hoffnung, der freie Markt würde das Wohnungs-angebot schon regulieren.

Wie sich diese Art der Stadtplanung auf unseren Lebensraum auswirkt, durften vor allem diejenigen erfahren, deren Wohnbedürfnisse primär in günstigen Mieten und selbstbestimmten Gemeinschaften bestehen.
Vom Steinengraben, Mattenstrasse 74/76, der ganzen Häuserzeile des Burgwegs, dem Atelier Klingental bei der Kaserne, ZurBleibe an der Müllheimerstrasse 157, Mülhauserstrasse 26 über das Uferlos, Schanze,
Schlossgasse 12 und Schwarzwaldallee 269 werden alte Häuser abgerissen und durch Luxusbauten ersetzt, die Mieten durch übertriebene Sanierungen ins Unbezahlbare getrieben, Besetzungen grundlos geräumt, Mietverträge auf Vorrat gekündigt, das Mietrecht durch Zwischennutzungen ausgehebelt, langjährig zusammengewachsene Gemeinschaften zerrissen, selbstverwaltete Freiräume begraben und die Bewohner*Innen für immer aus ihrem Zuhause verdrängt.

Verkommt unsere Stadt zu einer sterilen Investitionsfassade, dann verwelkt auch das Leben in unseren Quartieren. Wir wehren uns dagegen, dass unsere Wohnbedürfnisse der Profitlogik weichen müssen, die Basel in ein Life-Science-Cluster verwandeln will. Verdrängte aus allen Quartieren haben sich vereinigt; Die Bewegung Recht auf Stadt wurde ins Leben gerufen, Demonstrationen organisiert, Quartierfeste gefeiert, um mediale Aufmerksamkeit gerungen, in jeglichen Mitwirkungsverfahren gewirkt, Einsprachen erhoben und Gerichtsprozesse geführt! Wir haben viel erschaffen und viel erreicht, doch die Verdrängung schreitet unaufhaltsam voran. Dass sich sowohl die Politik als auch die städtische Verwaltung überhaupt nicht für unsere Anliegen einsetzt, zeigte sich beispielsweise in dem Gerichtsverfahren um den Steinengraben, wo sogar die Garagen-plätze als Wohnraum gezählt wurden, um das WRFG zu umgehen und den Abriss zu bewilligen. Diese Verdrängung durch den Aufwertungsprozess ist nicht notwendig, sondern Ausdruck einer Stadtpolitik, die Profitinteressen von Investor*Innen viel höher gewichtet als die Bedürfnisse der HausbewohnerInnen.

Für eine Stadt von unten!

Vor diesem Hintergrund hat sich die IG-Bedingungsloses Wohnen gebildet und die Gärtnerstrasse 112 besetzt.
Wir entschieden uns bewusst für diese Form zivilen Ungehorsams, weil wir genau wissen:

  • dass eine Stadt auf die Alle, auch die Leute mit geringen finanziellen Mitteln, gleichviel Anrecht haben, niemals von Investor*Innen geplant wird, sondern nur von unten von den Quartiersbewohner*Innen selbst erbaut werden kann
  • dass wir nur durch die direkte, selbstbestimmte Gestaltung unseres Wohnraums gut leben können
  • dass die ganze institutionalisierte Pseudopartizipation lediglich dem Verkauf unseres Lebensraums einen demokratischen Anstrich verpasst
  • dass sich unsere Bedürfnisse niemals in bezahlbare Nachfrage verwandeln
  • dass wir uns der kapitalistischen Stadteinwicklung widersetzen wollen

Wir können nicht verstehen, wieso die selbstverwaltete Nutzung von leerstehenden Häusern in Basel derart gewaltsam unterdrückt wird. Im Hinblick auf die Verdrängung der unteren sozialen Schicht aus der Stadt ist Besetzen mehr als legitim! Neben dem hunderte Menschen verzweifelt eine geeignete Wohnung suchen, dürfen es sich vermögende Privateigen-tümer*Innen leisten, ihre Häuser über viele Jahre leerstehen zu lassen! Obwohl keine Bauprojekte begonnen oder besser noch, noch nicht einmal geplant waren, wurden die Türkheimerstrasse 71, Hardstrasse 112 und die Schwarzwaldallee 269 polizeilich geräumt, zugemauert und ihre BewohnerInnen über Nacht auf die Strasse gestellt! Nur damit diese Häuser nun weitere Jahre ungenutzt leerstehen können?

Zeit zu teilen

Das Ehepaar Fabrizio und Lidia Perri besitzt neben einem Miethaus am Wiesenplatz – für das sie Miete einsacken –, noch das Haus an der Grenzacherstrasse 215, welches nun auch schon seit Jahren leer ist. Die Liegenschaft an der Gärtnerstrasse brauchen sie offensichtlich nicht, sonst würde sie nicht schon seit über 5 Jahren leerstehen. Besagtes Haus eignet sich hervorragend zur Verwirklichung unserer Wohngemeinschaft. Da wir auf solchen Wohnraum angewiesen sind, fordern wir bleiben zu können!

Beispiele einiger auf Vorrat zugemauerter Wohnhäuser: Schwarzwaldallee 269 (1), Hardstrasse 112-116 (2), Türkheimerstrasse 71 (3).

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